Exkursion nach Lübeck des gesamten 1. Semesters
Sind wir alle Untertanen?
Die ersten Deutschstunden des neuen Jahres führt die beiden Deutschkurse des 1. Semesters nicht in die Schule, sondern nach Lübeck.
Die Hansestadt im hohen Norden ist die Geburtsstadt des Schriftstellers Heinrich Mann – und dessen Roman „Der Untertan“ eine verpflichtende (und teilweise etwas schwer verständliche) Lektüre für das Abitur im nächsten Jahr.
Noch mehr davon? Muss das sein? Mal abwarten – wir lassen uns überraschen.
Die Sonderausstellung „Der Untertan – Über Autorität und Gehorsam“ im St. Annen Museumsquartier ermöglicht uns einen erneuten, intensiven und anderen Blick auf das Werk: Mit Liebe zum Detail, sei es mit Bedacht ausgewählte Portrait-Aufnahmen Kaiser Wilhelms, dem Twitter-Profil von „@kaisertroy“ Diederich oder der in einer Vitrine dargestellten „Bockwurst von Guste Daimchen“ – alles stellt auf sehr plakative Art und Weise auch Bezüge zur heutigen Zeit her. Den historischen literarischen Aspekten sind aktuelle Fragestellungen gegenübergestellt: Hat sich die Rolle der Frau verändert? Wie steht es um die Arbeiter*innen und ihrer sozialen Stellung? Jedes einzelne Detail bringt uns ein Stückchen näher an die damalige Epoche und ihre Konflikte. Konflikte, die es – das wird deutlich – irgendwie tatsächlich immer noch gibt!
Sind wir tatsächlich immer noch alle Untertanen? Zwar nicht mehr von einem Kaiser mit einem albernen Bart … aber: wer sind wir? Und wie sind wir? Ziemlich viele Fragen werden da aufgeworfen und bringen den Roman wirklich näher zu uns und mehr ins „Heute“.
Im Anschluss begeben wir uns weiter auf Spurensuche – nun folgen wir auf einem literarischen Stadtspaziergang der Familie Mann durch ihre Stadt, lernen dabei das schöne und traditionsreiche Lübeck etwas näher kennen und sehen etliche Orte, die Heinrich Mann aus Lübeck direkt ins Netzig des „Untertans“ verfrachtet hat. Viele Handlungsorte des Romans – vom Ratskeller bis zum Theater oder der Apotheke – lassen sich so erstaunlich gut nachvollziehen.
[Text / Fotos: Jule Lübcke]