25-02 Geschwister-Scholl-Gedenktag

Geschwister Scholl Gedenktag am 21.2.2025

18. Februar 1943. Auf den Fluren der Universität in München ist kein Mensch zu sehen. Nur die beiden Geschwister und Studenten der Universität, Hans und Sophie Scholl, hasten mit einem Koffer und eine Aktentasche unterm Arm, durch das Gebäude. Legen hier einen Stapel Flugblätter vor den Hörsaal, dort einen Packen auf die Treppenstufen.

Darauf steht: „Im Namen der ganzen deutschen Jugend fordern wir vom Staat Adolf Hitlers die persönliche Freiheit zurück.“ Und: „Kampf gegen die Partei!“

Es ist bereits das sechste Flugblatt der Weißen Rose, einer Gruppe aus Studenten mit Vernetzungen bis nach Ulm und Hamburg, die Widerstand gegen die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten leistet. Doch wer offen gegen die Nazis wettert, wird verhaftet oder sogar getötet. Die Mitglieder der Weißen Rose, und mit ihnen die Namensgeber unserer Schule, die Geschwister Scholl, beweisen Mut. Sie setzen sich für die anderen ein, die das Gleiche denken wie Sie: Die nationalsozialistische Herrschaft ist zutiefst unmenschlich und grausam. Diese Zivilcourage bezahlen Hans und Sophie Scholl am 22.2.1943 mit dem Leben: Tod durch das Fallbeil.

82 Jahre später begehen wir als Geschwister Scholl Stadtteilschule unseren alljährlichen Gedenktag, dieses Jahr am 21. Februar, da der 22. auf einem Samstag liegt. Denn welche Geschichte hinter unserem Schulnamen steckt, und was wir daraus für heute lernen können, erforschen unsere Schülerinnen und Schüler von Jahrgang 5-13 immer wieder aufs Neue.

Den Rahmen des Tages bildetet unsere Banner-Ausstellung zur Weißen Rose, die wir von der Stiftung Weiße Rose e.V. aus München zugesandt bekamen: Auf insgesamt 30 Bannern, die im Haus verteilt waren, konnten sich die Schülerinnen und Schüler über die Weiße Rose informieren. Diese Informationen konnten sogar mithilfe eines Audioguides, der dafür von der Stiftung via Download zur Verfügung gestellt wurde, gewonnen werden.
Berührend waren auch die Exponate aus einem Kunstkurs des Jahrgangs 12, der von L. Lübke die Aufgabe erhalten hatte, ein Modell für ein Denkmal für die Weiße Rose zu entwerfen.

Dieses Jahr hatten wir zudem das Glück, einige Gäste für die Gestaltung unseres Tages zu gewinnen. Den Anfang machte am Morgen Herr Wallach, Leiter der Mobilen Geschichstwerkstatt in Eidelstedt, der im Moment mit uns zu einem Projekt zur Verlegung dreier Stolpersteine im Gedenken an die Opfer des ehemaligen Konzentrationsaußenlagers Eidelstedt zusammenarbeitet. Drei Klassen der Schule übernehmen die Patenschaft: die Klasse 7b, 9lee und 11c. Am 8. Juli 2025 sollen die Stolpersteine verlegt werden.

Herr Wallach stellte uns am Morgen im Forum die Geschichte des Außenlagers Eidelstedt sowie das Buch „Eidelstedt unterm Hakenkreuz“, welches er selbst dazu rausgegeben hat, vor. Darin enthalten sind auch Auszüge der Biographie von Hedi Fried, die selbiges zusammen mit ihrer Schwester Livia Fränkel überlebte. So kamen dort im Dezember 1944 und Januar 1945 u.a. zwei Säuglinge ums Leben, zwei Jungen (die Knaben Domaracka und Dubova), die nach der Geburt vom Lagerkommandanten Walter Kümmel grausam ertränkt wurden. Kümmel selbst wurde zu spät der Prozess gemacht, aus Mangel an Beweisen wurde er 1982 freigesprochen. Die Mutter des Jungen Domaracka überlebte und wanderte nach der Befreiung nach Israel aus, die Mutter des Jungen Dubova, Alice Dubova, kam nur zwei Monate später bei einem Straßenbahnunglück ums Leben.

Herr Wallach besuchte nach seinem Vortrag die drei Patenklassen, um mit ihnen weiterzuarbeiten, so dass sie sich gut auf den 8 Juli vorbereiten können.

Ein weiterer Gast, den wir gewinnen konnte, war Dr. Hans Peter deLorent, der als ehemaliger Lehrer und GEW Gewerkschaftsvorsitzender sich durch die Veröffentlichung seiner wissenschaftlichen Reihe der „Täterprofile – Verantwortlich im Hamburger Bildungswesen unterm Hakenkreuz“ einen Namen gemacht hat. Herr deLorent besuchte zwei Profilkurse unseres 13. Jahrgangs: Zum einen stellte er seine jahrzehntelange Forschungsarbeit in drei dicken Bänden dem Geschichts- und Pädagogik-Profil vor, zum anderen erhielten die Schülerinnen und Schüler Anregungen für Fragen und Diskussionen.

Unser dritter Gast war wohl der mit am meisten Spannung erwartete, da er aufgrund seiner vielen Reisen und Film- und Theaterprojekte schwer zu bekommen ist. Hedi Bouden, Theater-, PGW- und Deutschlehrer am Helmut Schmidt Gymnasium in Wilhelmsburg, engagiert sich seit Jahren gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus. Immer wieder bringt er muslimische und christliche Schülerinnen und Schüler aus Deutschland mit jüdischen und palästinensischen SchülerInnen aus Israel zusammen. Er ist Preisträger des Bertini Preises 2023 und Schaffender und Produzent von nun insgesamt vier Filmen. Dieses Jahr stellte er uns seinen jüngsten Film „We will not hate!“ im Forum vor und war anschließend für eine lange Gesprächsrunde mit den Schülerinnen und Schülern anwesend. Die Leidenschaft, die er seinen Projekten widmet und mit welchem Aufwand er diese betreibt, war deutlich zu spüren…

Der Geschwister-Scholl- Tag war in diesem Jahr besonders spannend, abwechslungs- und lehrreich:
Wir möchten uns beim gesamten Kollegium bedanken, dass sich immer wieder mir uns auf diesen Tag einlässt und ihn mit den SchülerInnen gestaltet.
In einer Welt, in der demokratische Werte vermehrt und spürbar ins Wanken geraten, braucht es – gerade an einer Schule wie unserer – Erinnerungen an junge Menschen, die mit ihrem Leben für Freiheit und Menschlichkeit einstanden. Erinnerung schafft in unseren Augen Verantwortung:
Wir wollen die Stimmen der Geschwister Scholl weitertragen, damit sich Geschichte nicht wiederholt und der Mut der Weißen Rose
ist ein Vermächtnis, das uns heute mehr denn je daran erinnert, dass Schweigen Mitverantwortung bedeutet.